Ein Blick in die Tiefe, ein Ruf höchster Überraschung!
Klikni za uveæani prikaz In einer wohl hundert Meter tiefen Erosionsschlucht entwickelt die hier smaragdgrüne
Korana die zaubervollste Romantik: viele weißschäumende Kaskaden, blaue Bassins, graugrüne Seen, entzückend geformte Terrassen inmitten wuchtig starrender Sturzfelsen. Wahrhaftige Wasserwunder, märchenschöne Gebilde, erzeugt von einem einzigen Wildbach. Die Pforte zu einem Paradiese auf südkroatischem Boden!
In drängender Sehnsucht nun weiter mit der Höchstgeschwindigkeit des Kraftwagens, hinein in die
Märchenwelt von Plitvice.
Ein blauschimmernder See, umrahmt von herrlich prangenden Wäldern, die Üppigkeit einer
Tropenwelt; hochstämmige Buchen mit mächtigsten Kronen, dicht bemäntelte Edeltannen, Ahorn massenhaft mit großartigem Wuchs. Nicht minder häufig die Eibe, doch nur als Gestrüpp. Ein ungeheurer Naturpark, überwältigende Waldeinsamkeit bei einem unglaublichen Wasserreichrum. Der untere
(Kozjak-) See schillert in seltsamen Farbentönen, bald tiefblau, dann smaragd grün, gelb und grau.
Auf grüner Anhöhe thront das vom Agramer Komitee zur Erschließung der Plitvicer Wasserpracht erbaute Hotel.
Auf die Länge von acht Kilometern sind hier zusammengedrängt 13 C (!) Seen und 30 C (!) entzückende Wasserfälle bei einem Höhenunterschiede von rund 200 Metern. Wasserwunder der bescheidenen blauen Korana, der Tochter des Kapela-Gebirges, die nach dem Verlassen des Plitvicer Märchengebietes alsbald im Karstboden versinkt, später wieder zutage tritt, als unscheinbares Flüsschen nach Norden eilt und sich bei Karlstadt mit der schiffbaren Kulpa vereinigt. Jeder der dreizehn Seen von Plitvice (kroatisch und russisch
plit = Felsplatte) zeigt sich anders hinsichtlich der Konfiguration und Wasserfarbe; das Farbenspiel ist von der Temperatur abhängig, unter fünfzehn Grad Celsius erscheinen alle Seen grau!
So alt das Haus Habsburg geworden war, von männlichen Mitgliedern hatte sich kein Prinz je nach-Plitvice "verirrt". Die
Kronprinzessin Stefanie, jetzige
Gräfin Lonyay, ließ sich gelegentlich einer Quarnerofahrt bereden, von
Zengg (Senj) an der kroatischen Küste aus der Märchenwelt von Plitvice zu besuchen. So qualvoll die Wagenfahrt gewesen, die Dame hatte den Besuch nicht bereut; sie war sprachlos vor Überraschung.
Wenn es erlaubt ist, meinen Eindruck mit einem einzigen Wort zu erwähnen, so wäre zu sagen, daß ich "tirolisch" gerufen habe: "Oha!" Mehr Worte standen nicht zur Verfügung.... Das Staunen war zu groß. Der Eindruck viel gewaltiger als etliche Tage später hoch am
Vratnik beim ersten Anblick der tief unten blauenden Adria, die der "Benzinist" bereits kannte. Daß, das Erscheinen eines Reichsdeutschen in Plitvice, im südlichsten Zipfel Kroatiens, Aufsehen erregte, ist begreiflich; haben ja noch wenige-Kroaten den weiten mühevollen Weg "hinunter" gefunden. Die Regierung Kroatiens hatte sich Jahrzehnte hindurch bemüht, der Pester "Hegemonie" eine Bahnverbindung von
Ogulin nach Plitvice zur Erschließung der Wasserwunder abzuringen. Immer vergeblich! Plitvice liegt auf-kroatischem Boden, nicht auf ungarischer bzw. magyarischer Erde. Vor etwa acht Jahren war es gelungen, eine Verbindung mit Hilfe eines Postautomobils zu schaffen. Sechs Personen hatten darin Platz, und zur Besichtigung der Wasserwunder von Plitvice war-eine ganze Stunde Zeit gegeben. Wer diese Verfugung ersonnen, hatte verdient, strafweise "Präsident" der "Dr¾ava SHS" zu werden.... Oder "Ehrenbürger von München" während der "wonnigen Tage der Raterepublik 1919".
An sich aber war die Verfugung sehr nett, nämlich als durchschlagender Beweis, daß "St. Bureaukratius" auch in der slawischen Welt gedeiht! Eine einzige Stunde Besichtigungszeit für das größte Wasserwunder des Erdballs!!! Einfach "köstlich"! Doch es gibt auch für jenen südslavischen St. Bureaukratius eine Entschuldigung in der Person jenes Altmünchener Hausbesitzers, der in jener Zeit, als München noch München, eine reinliche gemütliche Stadt und nicht spartakistisch durchseucht war, nach Paris fuhr, drei Tage später aber schon wieder im "königlich bayerischen" Hofbräu hause saß und die erstaunten Freunderln bezüglich der überraschend schnel1en Rückkehr dahin aufklarte, daß in Paris "auch nichts los" sei. Al1es gesehen, alles sei genau wie in München. "Auf dem Pere la chaise einmal - herumgetanzt, is aa nix!"—
In Plitvice kann man, was im Flachlande Kroatiens unmöglich ist, reichlich und gefahrlos-Wasser trinken. Wein ist aber besser, der ©ljivovic ausgezeichnet.
Wir haben uns bemüht, möglichst viel von den Wasserwundern dieser sudkroatischen Märchenwelt auf die photographische Platte zu bringen. Doch der beste Apparat kann nicht das unsäglich schöne Farbenspiel offenbaren. Wollte ein gottbegnadeter Künstler sie malen, den Menschen möchte ich kennen lernen, der beim Anschauen der Bilder dem Maler glaubt, die Wahrheit auf die Leinwand gezaubert zu haben ....
In Agram kann man immer viele Dinge hören, die man nicht zu glauben braucht. Die Versicherung, daß es in der
Lika schon längst keine Räuber mehr gibt, das Reisen völlig sicher und gefahrlos sei, hatte mein "Automobilherr" mit Vergnügen entgegengenommen. Mir war in Erinnerung, in einem Geschichtswerk gelesen zu haben:
"Ni gora bez vuka, ni Lika bez hajduka!" (Weder ist das Gebirge ohne Wolfe noch die Lika ohne Räuber!) Der Spruch stammt aus unruhigen Zeiten, als noch den Nordkroaten und Slawonien
Lika Bewohner und Räuber sinnverwandte Worte waren. Zu lesen war aber auch, daß der Likaner damals nicht aus Habsucht Hajduk wurde,
sondern aus gekranktem-Ehrgefühl wegen Verprügelung; unter dem überstrengen Grenzregime wurde das geringste Vergehen grausam mit Stockschlügen usw. bestraft. Entehrenden Strafen zu entgehen, flohen die kurz händig Verurteilten ins Gebirge; bitterste Not und Verzweiflung machten die Hungernden dann zu Räubern. Als Kaiser Franz Joseph die Leibesstrafe, die grausame Verprügelung, aufhob, horten in der Lika die Räubereien sehr rasch auf.
Der letzte Hajduk namens Toma Kovaèeviæ aus Vranik wurde im Jahre 1872 hingerichtet.
Von alle dem sagte ich kein Wort. Aber als "Justamentrnensch" und echt bayerischer Dickschädel wol1te ich bezüglich der öffentlichen Sicherheit im südlichsten Zipfel Kroatiens und hart an der bosnischen Grenze, also "fern von Europa" eine "Probe auf das Exempel" machen, es auf einen räuberischen Überfall ankommen lassen. Also wurde die Geldtasche im Kasten des Hotelzimmers versperrt, als einzige Waffe wie immer nach alter Gewohnheit das griffeste Jagdmesser mitgenommen. Speiste vorher mit den Reisegenossen zu Abend, und dann ging ich bei salzburgischem Schnürlregen "im Mondschein spazieren". Ein Ausflug in pechschwarzer Nacht auf einsamer Landstraße zur bosnischen Grenze. Mutterseelenallein und furchtlos, neugierig und erpicht, mit likanischen Räubern Bekanntschaft zu machen und etliche Worte auf Südkroatisch wechseln zu können,
"Schrecklich solide" Leute diese Likaner. Bleiben bei Muttern zu Hause, wenn es finster ist und schnürlregnet (
anhaltender, strömender), lieben die Trockenheit und Warme. Ein Vergnügen war dieser frostige Spaziergang so tief im Süden wirklich nicht; aber "poetisch" das Geheul frierender Dorfköter in langgezogenen elegischen Tönen, Unweit des zweiten Dorfes auf dieser einsamen trutzigen Wanderung endlich ein verdächtiges Geräusch, Ein Knacken von Holz, das etwas Ähnlichkeit mit dem Aufziehen von Gewehrhähnen hatte. Also doch! Und gleich mehrere Räuber und Schuss bereit!
Nein! Richtige Raubgesellen machen vor dem Angriff nicht so blöden Lärm; auch ist es nicht üblich, daß echte Hajduken sich angesichts des Menschen, der überfallen werden soll, am Boden walzen....
1. od 2